Momente der Achtsamkeit: Mensch ärgere dich (nicht)

09 Sep Momente der Achtsamkeit: Mensch ärgere dich (nicht)

In der Achtsamkeit geht es ja darum, achtsam, ohne zu bewerten, zu beobachten. Alles, was einem widerfährt, ganz egal, ob angenehm oder unangenehm, wird einfach so wahrgenommen, wie es gerade ist. Um heute, am 8. September, bietet mir Susanne Wagner mit ihrer monatlichen Blogparade „8sammeln“ die wunderbare Gelegenheit für diese Wahrnehmungsübung.

Heute war allerdings ein, an dem auch ich an meine Grenzen gekommen bin, ein Ärgertag eben. Wir (mein Mann und ich) sind mit dem Camper auf einer Urlaubsreise durch Frankreich nach Spanien.

1. Am frühen Morgen ärgere ich mich über mich selbst. Ich stehe zu spät auf, wollte ich doch mit dem Rad noch schnell zum Schloss Chenonceau fahren, um dort das Morgenlicht zum Fotografieren nutzen. Ich ziehe mich ungewaschen an und muss viel zu schnell mit dem Rad die Strecke fahren, purer Stress.

2. Am Schloss selbst erwische ich gerade noch ein paar Sonnenstrahlen, bevor die Sonne hinter den Wolken verschwindet. Ich bin völlig abgehetzt und kann mich im Moment noch nicht einmal über die schöne Aufnahme freuen.

3. Wir fahren weiter gen Süden an die Küste. Unterwegs bemerken wir, dass die Aufbaubatterien von dem Camper nicht über die Lichtmaschine geladen werden. Den Wagen hatte ich gerade aus der Werkstatt abgeholt. Ich ärgere mich über eine solche Arbeitsweise und die fehlende Endkontrolle. Ich merke, wie ich mich in Rage rede. Ich kann gar nicht mehr aufhören, mich aufzuregen.

4. Inzwischen sind wir in Arcachon an der Atlantikküste angekommen und wollen im Abendlicht noch die Dune du Pilat, Europas größte Wanderdüne, besteigen. Alles muss mal wieder schnell gehen. Ich ärgere mich über meinen Mann, der mal wieder seine Drohne nicht geladen hat. Meine Stimme wird laut und ich bin unfreundlich.

5. Wir besteigen die Düne, suchen uns ein nettes Plätzchen und wollen hier unser Abendessen genießen. Leider bläst der Wind ganz ordentlich, sodass der Käse auf dem Brot etwas paniert wird. Ich habe Hunger und merke, wie sehr mich das stresst. Meine Laune wird ganz übel.

6. Wieder am Camper angekommen, ist meine Laune im Keller angekommen. Für alles, was gerade passiert, mache ich die anderen verantwortlich. Ich bin alles andere als freundlich, auch nicht zu mir.

7. Ich schlafe schlecht. Gerade stelle ich alles infrage, die Reise, den Camper, meinen Mann.

8. Am frühen Morgen fahren wir erst einmal in eine Werkstatt und lassen das Auto überprüfen. Es ist alles in Ordnung und wir können unsere Reise wie geplant fortsetzen. Schlagartig sind alle negativen Gedanken wie weggeblasen und alles ist wieder gut.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie schnell die Gedanken und die Gefühle wechseln können. Gerade noch ganz negativ und im nächsten Moment wieder positiv. Ich frage mich, ob ich irgendwann einmal einen Zustand von heiterer Gelassenheit erreichen werde.

Herzliche Grüße, Birgit